
Wie die Kraft des Feuers uns hilft, loszulassen, Klarheit zu gewinnen und Neues wachsen zu lassen
Aschermittwoch – ein Tag des Innehaltens, des Ordnens und der Neuausrichtung. Doch was bedeutet das wirklich?
Asche ist nicht einfach nur ein Überbleibsel von Vergangenem. Sie ist ein Symbol der Wandlung, der Reinigung und der Erneuerung. Bevor etwas Neues entstehen kann, braucht es eine bewusste Auseinandersetzung mit dem, was war. Was darf gehen? Was braucht seinen richtigen Platz? Und was soll auf diesem Boden neu wachsen?
In der katholischen Tradition wird am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet, begleitet von zwei möglichen Formeln:
- „Bedenke, Mensch, du bist aus Staub, und zu Staub wirst du zurückkehren.“
- „Kehre um und glaube an das Evangelium.“
Beide Sätze fordern uns heraus, unseren Blick zu schärfen: für das Vergängliche, für das Wesentliche – und für das, was wirklich trägt.
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Das Feuer: Übergabe und Wandlung
Feuer hat eine doppelte Bedeutung: Es kann zerstören, aber auch klären und reinigen. Es ist ein Symbol der Transformation. In vielen Kulturen wurden alte Dinge dem Feuer übergeben – nicht zur Vernichtung, sondern als bewusste Geste des vertrauensvollen Hingebens in die Wirk-Macht des Wandels.
Mach dir bewusst:
Was in deinem Leben hält dich fest? Was dient dir nicht mehr, sondern belastet dich? Welche Gedanken, Ängste oder Muster möchtest du dem Feuer übergeben?
Zum Umsetzen: Dein eigenes Feuer-Ritual
- Schreibe auf kleine Zettel alles, was du loslassen möchtest – alte Zweifel, hinderliche Gedanken, überholte Verpflichtungen.
- Lies jeden Zettel laut vor und spüre nach: Wie fühlt es sich an, das endlich gehen zu lassen?
- Übergebe die Zettel dem Feuer (alternativ: verbrenne sie symbolisch in einer feuerfesten Schale oder zerreiße sie bewusst).
- Achte auf das Gefühl danach: Wie viel Raum entsteht in dir?
- Asche: Das, was bleibt – und zur Nahrung wird
Wenn das Feuer erloschen ist, bleibt Asche zurück. In der Natur ist Asche nicht nur Überbleibsel – sie ist fruchtbar. Sie wurde als Dünger genutzt, um neues Leben zu nähren.
Vielleicht gibt es Dinge in deinem Leben, von denen du dachtest, du müsstest sie loslassen – und doch zeigen sie sich als wertvolle Grundlage für Neues.
Mach dir bewusst:
Welche Erfahrungen, selbst schwierige, haben dich geprägt? Was kannst du als Essenz mitnehmen?
Zum Umsetzen: Was wird aus deiner Asche wachsen?
- Schreibe auf, welche Herausforderungen oder Abschiede dich geprägt haben.
- Notiere: Welche Qualität oder Erkenntnis ist daraus entstanden?
- Überlege: Wie kann diese Erfahrung dich weiterbringen?
- „Bedenke, Mensch…“ – Die Ordnung des Bestehenden
„Bedenke, Mensch, du bist aus Staub, und zu Staub wirst du zurückkehren.“ Dieser Satz erinnert uns an unsere Endlichkeit – aber auch daran, die Dinge an ihren Platz zu weisen.
Manchmal ist es nicht das Loslassen, das wir brauchen, sondern eine bewusste Ordnung: Dinge, Gedanken, Verpflichtungen an ihren richtigen Platz zu bringen, um wieder Klarheit zu gewinnen.
Reflexionsfrage:
Wo in deinem Leben herrscht Unordnung – nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich? Was ist wirklich wesentlich?
Übung: Das Richtige an den richtigen Platz setzen
- Schreibe auf: Welche Bereiche deines Lebens fühlen sich unklar an?
- Sortiere sie in drei Kategorien:
- „Das bleibt.“ (Was ist wesentlich und darf bewusst seinen Platz behalten?)
- „Das geht.“ (Was ist überholt oder hinderlich?)
- „Das braucht eine neue Ordnung.“ (Was muss neu strukturiert werden?)
- Setze eine kleine Handlung um: Räume einen Bereich neu, kläre eine Verpflichtung oder triff eine Entscheidung.
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„Kehre um und glaube…“ – Der nächste Schritt ins Vertrauen
Die zweite Formel des Aschenkreuzes fordert uns auf: „Kehre um und glaube an das Evangelium.“
Umkehren bedeutet nicht nur, eine Richtung zu wechseln – sondern sich bewusst für eine neue Perspektive zu entscheiden. Das bedeutet auch, ins Vertrauen zu gehen, selbst wenn der nächste Schritt noch nicht klar ist.
Mach dir bewusst:
Wo in deinem Leben hält dich Unsicherheit zurück? Was wäre möglich, wenn du vertraust?
Zum Umsetzen: Der erste kleine Schritt
- Identifiziere ein Thema, bei dem du zögerst.
- Schreibe alle Gedanken auf, die dich zurückhalten.
- Überlege: Was wäre der kleinstmögliche Schritt, den ich jetzt tun kann?
- Setze genau diesen Schritt um – und beobachte, was sich verändert.
Fazit: Die Kunst der Neuausrichtung
Der Aschermittwoch lädt uns ein, bewusst hinzusehen:
- Das Feuer nutzen, um zu wandeln. (Was darf gehen?)
- Die Asche erkennen als Nährboden für Neues. (Was bleibt als Essenz?)
- Die Dinge an ihren Platz weisen. (Was braucht Klarheit?)
- Den nächsten Schritt wagen. (Was bedeutet Umkehr für dich?)
Vielleicht ist der heutige Tag ein guter Moment, um genau hier anzusetzen.
Welche der Übungen spricht dich am meisten an? Wo möchtest du beginnen?
Lass uns gemeinsam Raum für Neues schaffen – Schritt für Schritt. Denn erst, wenn die Asche ihren Platz gefunden hat, kann Neues wachsen.